Eiszeit


Die Wintersaison in der Sächsischen Schweiz 2017 / 2018 - fast wäre es ein Winter zum vergessen geworden. Schnee scheint ein seltenes Gut in unseren Breiten geworden zu sein. Wenn er mal da war dann nur für 1-2 Tage mit geschlossener Decke und alles anderem als Kaiserwetter.

Jedoch wurde das Wetter in den letzten Februarwochen von einer ordentlichen Kältewelle beherrscht. Nun war klar - wenigstens schöne Eiszapfen würde es in den Tälern wieder geben. Und somit hatte der Winter auch in dieser Saison noch ein fotografisches Happy End...


"Man muss sich beeilen wenn man etwas sehen will. Alles verschwindet". (Paul Cézanne)

 

Dieser Leitspruch ist besonders für das Fotografieren im Winter zutreffend. Die faszinierenden Eisgebilde die der strenge Dauerfrost überall geschaffen hat sind schnell vergänglich und werden nie wieder in selber Form auftreten.

Für mich persönlich braucht es daher auch keine besonders große Motivation um kurz nach Sonnenaufgang bei knackigen -15°C auf Fototour zu gehen. Am Fotospot angekommen wird alles andere eh zur Nebensache - auch die Kälte. Diese spürt man dann erst wieder auf dem Rückweg.

 

Am letzten Februartag wanderte ich von Lohmen durch das Wesenitztal bis zum Wasserkraftwerk im Niezelgrund. Hier wurde besonders schön sichtbar was aus Wasser und Kälte für schöne Kunstwerke entstehen können.

Ich stellte meine Kamera nur wenige cm über dem vereisten Bachlauf auf das Stativ und machte per Funkauslöser dieses Bild.

Wasserkraftwerk Niezelgrund bei Lohmen. Nikon D750 & Tamron 15-30mm. ISO 100 / f/16.0 / 15mm / 1/10sek.

"Mach sichtbar, was vielleicht ohne dich nie wahrgenommen worden wäre". (Robert Bresson)

Und gleich noch ein Zitat welches passender nicht zutreffen könnte...

Warum?  Weil ich auch an jeder noch so imposanten Location niemals den Blick für die scheinbar unwesentlichen und unauffälligen Dinge verlieren möchte. Man sieht es diesem Foto wahrscheinlich überhaupt nicht an. Aber um dieses Bild zu machen, musste ich mich an meinem Standort nur um ca. 90° in Richtung des Flussverlaufs der Wesenitz drehen und vom Ultraweitwinkel auf das Makroobjektiv wechseln. Auf dem Bauch liegend konnte ich dann knapp über der Wasseroberfläche dieses nur einige cm große wunderschöne Eiskunstwerk einfangen...

Eisskulptur in der Wesenitz. Nikon D750 & Tamron 90mm Macro. ISO 200 / f/8.0 / 1/50sek.

Nach meiner kurzen Tour durch das Wesenitztal zog es mich noch ins Polenztal bei Hohnstein. Dort gibt es ja immer irgendwo etwas zu entdecken...

Etwas traurig ist der Zustand des Weges durch den "Bärengarten" (Schindergraben) der vom Gasthaus Polenztal durch eine enge Klamm hinauf nach Hohnstein und in Richtung Gautschgrotte / Napoleonschanze führt. Sturm Friederike hat hier im Januar ziemlichen Schaden angerichtet. Besonders die Brücken über den kleinen Bach sind stark beschädigt und es braucht stellenweise etwas Überwindung sie zu betreten. Teilweise fehlen so einige Balken.

Vereister Wasserfall im Schindergraben. Nikon D750 & Tamron 15-30mm. ISO 400 / 15mm / f/14.0 / 1/20sek.

Stellenweise ist der Weg komplett von einer Eisschicht bedeckt. Irgendwie geht es auf allen vieren trotzdem vorwärts. Ausflüge bei Schnee und Eis haben halt immer ihren ganz besonderen Reiz.

Im Schindergraben. Nikon D750 & Tamron 15-30mm. ISO 400 / 15mm / f/8.0 / 1/160sek.

Auch am Flusslauf der Polenz gibt es beeindruckende Eisfälle zu sehen. Stellenweise ist der Fluss komplett zugefroren. Dies sorgt für schöne Spiegelungen und das Eis schimmert in herrlichen Farben.

Eisfall an der zugefrorenen Polenz. Nikon D750 & Tamron 15-30mm. ISO 200 / 15mm / f/6.3 / 1/40sek.

Und was war mit dem großen Eisfall in der Gautschgrotte? Natürlich bestand eine kleine Hoffnung dass der imposante Eisfall in der Gautschgrotte (über 20m hoch) auch in diesem Jahr zustande kommen könnte. Doch das war nicht der Fall. Dazu benötigt es über einen noch längeren Zeitraum strenge Kälte in der Nacht. Deshalb sei hier nochmal an das Jahr 2012 erinnert, das letzte Mal als dieses wunderschöne Schauspiel der Natur beobachtet werden konnte...

Großer Eisfall in der Gautschgrotte im Februar 2012. Nikon D300s & Tokina 11-16mm. ISO 800 / 11mm / f/8.0 / 1,6sek.

Danke für den Besuch und bis zum nächsten Mal :)

"Gut Licht"!

 

 

Jens Vogel, März 2018