Tamron SP 15-30mm - Meine Erfahrungen


Im Frühjahr 2016 nahm mein Wunsch nach einer Ultraweitwinkellinse mit einer "echten Anfangsbrennweite" von 14 oder 15mm am Vollformatsensor immer konkretere Formen an. Grund dafür war das Tamron SP 15-30mm, welches sich zu diesem Zeitpunkt schon in etlichen Tests mehr als bewährt hatte und eine echte Konkurrenz zum legendären Nikkor 14-24mm zu werden vermochte.

Und das zum vergleichsweise sehr günstigen Preis (das Nikkor hinterlässt auch aktuell mit rund 1000€ mehr ein deutlich größeres Loch im Geldbeutel / Stand Dezember 2017).

Dennoch wollte ich mich vor einem Kauf von beiden Linsen überzeugen und ließ mir auch das Nikkor für Testzwecke zukommen.

So viel sei schon verraten, die Entscheidung pro Tamron und Contra Nikkor war sehr schnell gefallen.

Dieser Bericht hier soll kein weiterer Vergleich der beiden Linsen werden, denn dafür gibt es im Netz nun schon mehr als genug.

Viel mehr möchte ich vermitteln warum diese Linse in meinen Augen ein ganz großer Wurf von Tamron ist und warum sie mich auch immer wieder überrascht hat.

Und nein, ich bekomme für diesen Bericht selbstverständlich keinen Penny von Tamron ;-)


Weite Landschaften. Das Tamron überzeugt mit sehr kontrastreichen und scharfen Aufnahmen bis in die Bildecken.

Nikon D750 / ISO 200 / 17mm / f/16.0 / 1 Sek.

Mit dem Tamron unterwegs in der Sächsischen Schweiz (hier am Amselfall). Ich nutze das Filtersystem von Haida mit ND Filtern (64-fach und 1000-fach von Haida) sowie bisher einem Verlaufsfilter von Rollei (Soft GND 16).

Das fertige Bild (vergrößern durch anklicken).

Viele Anpassungen waren nicht mehr notwendig, eine kleine Kontrastkorrektur sowie kleine Korrekturen der Lichter und Tiefen - mehr nicht. Das Tamron liefert im Zusammenspiel mit dem Haida Filtersystem sehr kontrastreiche Bilder ohne bei der Farbdarstellung abzuweichen.

Nikon D750 / ISO 50 / 15mm / f/10.0 / 20 Sekunden LZB


Ein wuchtiges Glas - und ein Alleskönner

So viel steht fest, zusammen mit dem Tamron und dem Haida Filtersystem wird die Nikon schnell zum Ersatz der Muckibude. Für ausgedehnte Wanderungen kommt diese Kombination (zumindest für mich) nicht in Frage, aber das wusste ich vorher.

In den vergangenen beiden Jahren habe ich die Linse dennoch sehr häufig vor den Sensor geschraubt, teilweise muttierte sie sogar für längere Zeiträume zum "Immerdrauf". Das hatte ich mir vor dem Kauf so noch nicht ausgemalt.

Doch warum ist das so? Entgegen meiner Meinung Ultraweitwinkelobjektive haben im Bereich der Porträtfotografie nichts verloren (so bekommt man es ja auch überwiegend von den Experten eingetrichtert) konnte ich speziell in diesem Bereich einen großen Gefallen an der Wirkung und dem Look der Aufnahmen finden.

Mittlerweile gehe ich nicht mehr ohne das Tamron zum Porträtshooting. Auch beim Thema Hochzeit hat es mir schon wunderbare Ergebnisse geliefert. Oftmals stößt man mit einem Standart-Zoomobjektiv das beim Vollformat in der Regel bei 24mm beginnt in dunklen und hohen Innenräumen einer Kirche schon an Grenzen.

Zusammen mit dem integrierten Bildstabilisator spielt das Tamron in Innenräumen seine Stärken aus (Hochzeit Alena & Patrick).

Nikon D750 / ISO 1000 / 15mm / f/2.8 / 1/160sek.

Dank 15mm - nichts vom Umfeld leidet bei der Bildkomposition.

(Hochzeit Alena & Patrick in Stolpen).

Nikon D750 / ISO 100 / 15mm / f/4.0 / 1/640sek. mit Nikon SB 910

 


Beeindruckende Porträts mit dem Ultraweit? Warum nicht...

Angeschafft hatte ich mir das Tamron eigentlich "nur" um damit eindrucksvolle, weite Landschaften einzufangen. Warum die Linse mich aber speziell im Bereich Porträt sehr überrascht hat sollen die folgenden Aufnahmen zeigen.

Der extreme Bildwinkel kann auch eine lustige Wirkung erzeugen.

Nikon D750 / ISO 800 / 15mm / f/2.8 / 1/200sek.

 


 

 

 

 

 

Familie beim Herbstausflug / Drachensteigen.

Nikon D750 / ISO 200 / 15mm / f/4.0 / 1/500sek.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Model Lamacra in Dresden

Nikon D750 / ISO 800 / 30mm / f/2.8 / 1/100sek.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Model Lili in der Ruine einer alten Mühle in Tschechien. In dem sehr beengten Innenraum mit einem Standartzoom so schon nicht mehr umsetzbar. Natürlich bekommt das eh schon schlanke und große Model durch die 15mm Brennweite optisch noch einen Wachstumsschub. Achtet man aber schon beim Bildaufbau auf das Posing erzeugt das Tamron hier für meinen Geschmack dennoch einen sehr homogenen Eindruck. 

Nikon D750 / ISO 320 / 15mm / f/4.0 / 1/1000sek. mit Nikon SB 910

Sehr nah dran an den kleinen Dingen...

Im September 2017 machte ich eine Fototour durch das Tal des Liethenbaches bei Krippen. Der Hauptfokus lag dabei auf Langzeitbelichtungen des Bachlaufes mit dem Tamron. Aufnahmen aus dem Nahbereich waren nicht geplant.

Während der Timer des Kabelauslösers die 60 Sekunden Langzeitbelichtung herunterzählte bemerkte ich aus meiner Position der tiefen Hocke links neben mir an einem Baumstamm eine Bewegung.

Es war ein Feuersalamander. So einen hatte ich noch nie vor die Linse bekommen. Ohne nachzudenken montierte ich hastig die Kamera vom Stativ, schraubte die ISO-Empfindlichkeit hoch und wählte am Objektiv den manuellen Autofokus sowie eine passende Blendenzahl aus. Das hübsche Kerlchen war tatsächlich so freundlich und wartete auf dem Baumstamm auf mich.

Ich wusste dass ich womöglich nur eine einzige Chance bekommen würde. Um das Tier nicht mit meinem großen Kopf zu verschrecken schaltete ich den LiveView der Kamera ein, vergrößerte die Ansicht um 100% und setzte den Autofokus manuell auf die Augen des Tieres.

Dies gelang beim ersten Versuch optimal.

Eine weitere Chance bekam ich auch nicht, denn dann verschwand der Salamander im Bachlauf unter einem Stein.

Ich war überrascht wie nah man mit dem Tamron an ein kleines Objekt herangehen kann, die Naheinstellgrenze ist sehr gering.

Ein richtiges Makroobjektiv kann es freilich nicht ersetzen,

dennoch war ich mit dem Bild absolut zufrieden und es war ganz klar das Tageshighlight.

Feuersalamander am Liethenbach. Nikon D750 / ISO 1000 / 30mm / f/4.0 / 1/50sek.
Feuersalamander am Liethenbach. Nikon D750 / ISO 1000 / 30mm / f/4.0 / 1/50sek.

Nachts unterm Sternenzelt

In sehr klaren Nächten - also dann wenn sich selbst in der hell erleuchteten Großstadt schon viele Sterne am Himmel erkennen lassen, zieht es mich auch immer wieder raus unter den Sternenhimmel. Die Sächsische Schweiz ist schon bei Tageslicht eine großartige Location.

Nachts wenn alles still ist, bekommen die skurrilen Felsgebilde noch einen ganz anderen Reiz. Fast scheint es so, als würden sie einen beobachten.Die geheimnisvolle Aura des Elbsandsteingebirges bekommt im Angesicht der Nacht noch einmal eine ganz andere Ausdruckskraft.Der Weg durch dunkle Wälder - dem Tunnelblick des Stirnlampenlichtkegels folgend, treibt das Adrenalin in die Höhe.

Und das Fotografieren und beobachten der Milchstraße ist Genuss pur. Ein Gefühl das man nur nachvollziehen kann wenn man es selbst erlebt hat...

Milchstraße, Bastei & Elbtal.

Nikon D750 / ISO 6400 / 15mm / f/2.8 / 8 Sek.

 

Milchstraße über der Bastei.

ISO 6400 / 15mm / f/2.8 / 8 Sek.

 

Milchstraße über der Steinschleuder.

 ISO 3200 / 15mm / f/2.8 / 20 Sek.

 

Milchstraße über dem Götzingerturm.

ISO 2500 / 15mm / f/2.8 / 20 Sek.

 


Mein Fazit: Für mich ist das Tamron DIE Alternative zum Nikkor 14-24mm. Aus meiner eigenen, persönlichen Sicht ist es dem Nikkor gegenüber in einigen Punkten im Vorteil wobei ich dies hier nicht mit irgendwelchen Auflösungstabellen darstellen kann.Es ist der rein visuelle Eindruck den ich zu Hause am Bildschirm beim Vergleich der beiden Linsen mit den selben Aufnahmeeinstellungen erhalten habe.

Wer sich speziell nach einer Linse im Ultraweitwinkelbereich umsieht sollte diesen Vergleich vielleicht auch machen. Mittlerweile sind auch weitere Alternativen auf den Markt gekommen, so z.B. von Sigma allerdings nur mit Offenblende 4.0.

 

Folgende Punkte würde ich als die Stärken des Tamrons herausheben:

- vergleichsweise günstiger Anschaffungspreis

- Bildqualität absolut ebenbürtig zum weitaus teureren Nikkor / teils besser (Auflösung in den Bildecken)

- sehr gute Auflösung ab Blende 2.8 / sehr geringe Neigung zu "Strichspuren" bei Langzeitbelichtung des Sternenhimmels

- deutlich geringere Verzeichnung als das Nikkor

- sehr wirksamer Bildstabilisator

- sehr angenehme Haptik, z.B. bei manueller Fokussierung

- sehr guter Brennweitenbereich von Ultraweitwinkel (110° Bildwinkel) bis 30mm, somit auch für Porträts gut verwendbar

Schwächen? Es ist ein schwerer Bolzen, das ist aber auch schon alles ;-)

 

Zum Abschluss...

Abschließend noch ein paar meiner Lieblingsfotos die ich bisher mit der Linse gemacht habe.

Danke für das Lesen des Beitrages, vielleicht hilft er ja bei der Kaufentscheidung...

 

Sternenhimmel & abziehende Gewitterzelle

ISO 1600 / 18mm / f/2.8 / 20 Sek.

 

Herbststurm an der Barbarine

ISO 50 / 15mm / f/16.0 / 10 Sek.

(Haida ND 64x)

 

Grünes Land

ISO 50 / 20mm / f/16.0 / 1.6 Sek.

(Rollei GND 16 Soft)

 


Vergänglichkeit

ISO 50 / 15mm / f/11.0 / 1 Sek.

 

Frühling im Polenztal

ISO 50 / 24mm / f/18.0 / 1.6 Sek.

 

Herbstbeginn im Polenztal

ISO 50 / 15mm / f/13.0 / 30 Sek.

(Haida ND 64x)

Herbst im Tal der Dürren Biela.

ISO 50 / 15mm / f/8.0 / 25 Sek. (Haida ND 64x).

 


Jens Vogel, Dezember 2017